Jeder der sich das erste mal mit Finanzen und Investitionsmöglichkeiten beschäftigt, bemerkt schnell, dass auf einmal alle möglichen Experten trifft, die Meinungen bezüglich aller möglichen Produkte abgeben. Zum Teil preisen sie gewisse Investitionen als Talente, Alles-Könner, etc. an. Wer sich länger mit der Thematik auseinandersetzt, merkt bald, dass es sich immer um die Selben Gesichter handelt und immer um die Selben Produkte. Und ja oft muss man von Produkten sprechen, die oft so ausgestaltet sind, dass sie die Verbraucher in die Irre führen.
Heute soll es um die Hauptfinanzierungsquellen deutscher Unternehmen gehen: Aktien und Anleihen. In diesem Beitrag werden wir auf die Unterschiede dieser Gattungen zu sprechen kommen und in die komplexe Welt der Anleihen eintauchen.
Eigentlich kann es ganz einfach sein. Unternehmen brauchen Geld um irgendetwas zu tun. Denn am Anfang jeder unternehmerischen Tätigkeit steht die Investition. Erst am Ende steht der Umsatz und daraus ergibt sich der Gewinn. Dieser zeitliche Verzug führt dazu, dass nicht jede Person aus eigenen Mitteln ein Unternehmen beliebiger Größe gründen kann, auch wenn dessen Idee besonders gut ist.
Die historischen Anfänge des Kreditwesens liegen Jahrtausende zurück und seit jeher war der Kredit die einzige Möglichkeit mittelloser Menschen an Kapital zu kommen um unternehmerisch tätig zu sein. Kredit wurden vergeben um Profit zu erwirtschaften oder politischen Einfluss zu gewinnen. Gerade letzteres führte Früher dazu, dass in Mitteleuropa christlichen Menschen bescheidener Herkunft das Kreditgeschäft untersagt war.
Ab dem siebtzehnten Jahrhundert kam eine weitere Form der Finanzierung von Wirtschaft und Handel hinzu. Die Gründung der Ostindienunternehmen im Zuge der Kolonialisierung der Welt durch die Seefahrernationen führte zur Etablierung öffentlicher Unternehmen mit handelbaren Anteilen. Diese können als Vorläufer heutiger Aktiengesellschaften gesehen werden. Der Handel musste in Person in den Wohnräumen reicher Kaufmänner stattfinden, war aber auch für Normalbürger möglich.
Im Zuge der Industrialisierung war die Gründung börsengehandelter Unternehmen und die damit einhergehende Gründung von Börsen eine der Katalysten für technische Innovation und schnell wachsenden Wohlstand. Ohne Spekulationsblasen verhamlosen zu wollen oder zu ignorieren, kann im Rückblick durchaus gesagt werden, dass diese Form der Finanzierung eine der wichtigsten Innovationen im Wirtschaftssytem der damaligen Zeit war.
Heutzutage steht mittleren und größeren Unternehmen ein gut durchdachtes - wenn auch nicht perfektes - System zur Kapitalaquise zur Verfügung. Man unterscheidet - vereinfacht - zwei Formen von Kapital: Eigenkapital und Fremdkapital. Diese unterscheiden sich insbesondere in ihrer rechtlichen Stellung zueinander. Eigenkapital ist der Kapitalanteil von Unternehmen der zur Emmission von Aktienanteilen berechtigt und den Eigentümern des Unternehmens gehört. Fremdkapital ist derjenige Kapitalanteil der von Nichteigentümern an das Unternehmen gegeben wird und vertraglich zu gewissen Zeitpunkten zurückgezahlt werden muss.
Eigentümer eines Unternehmens bringen Kapital in die Gesellschaft ein. Dieses Kapital heißt Eigenkapital und berechtigt die Eigentümer Entscheidungen über die Firma zu treffen. Bei mehreren Eigentümern werden Stimmgewichte über die den jeweiligen Eigentümern zuzuordneten Eigenkapitalanteile ausgerechnet. Ist ein Unternehmen Beispielsweise als Aktiengesellschaft strukturiert, so wird das Eigenkapital gestückelt. Die einzelnen Stücke heißen Aktien.
Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass auch andere Unternehmensarten Eigenkapital haben, auch wenn sie nicht als Aktiengesellschaft firmieren.
Begriff | Erklärung |
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Nennwert | Der Nennwert der Aktie ist eine mittlerweile obslete Größe. Sie gibt den Antiel des Grundkapitals einer Gesellschaft an, welcher auf eine Aktie entfällt. Der Mindestnennwert in Deutschland beträgt 1€. Dieser Nennwert darf bei Aktiensplits nicht unterschritten werden. Heute werden zunehmend sogenannte Nennwertlose Stückaktien begeben welche nicht auf einen Nennwert lauten, sondern auf einen Anteil am Grundvermögen der Kapitalgesellschaft. |
ISIN | International Security Identification Number (ISIN) - Internationale Wertpapierkennnummer. |
NSIN | National Security Identification Number (NSIN) - Nationale Wertpapierkennnummer. |
WKN | Die WKN ist die deutsche NSIN. WKN steht für Wertpapierkennnummer. |
Wertpapiername | Name des Wertpapiers. |
Typ des Wertpapiers | Hier kann festgelegt sein ob es sich beispielsweise um Vorzugsaktien ohne Stimmrecht oder normale Stammaktien handelt. |
Anleihen sind Schulden, die ein Unternehmen am Kapitalmarkt aufnimmt. Der Unterschied zu einem Bankkredit ist, dass diese Schulden in der Regel fungibel gestaltet sind. Fungibel heißt, dass sie übertragbar sind. Kredite dürfen gewerblich nur von Banken vergeben werden. Anleihen können hingegen von jedem gekauft werden. Ökonomisch gesehen sind beide Varianten dasselbe.
Anleihen gehören zum Fremdkapital. Fremdkapital im Gegensatz zum Eigenkapital eines Unternehmens ist Kapital (sprich Geld), welches nicht von den Eigentümern an das Unternehmen gegeben wurde.
Anleihen haben ein Nominal. Dies ist der Betrag der am Ende der Laufzeit der Anleihe (sprich des Kredits) zurückzuzahlen ist. Bei Aktien heißt dieser Betrag Nennwert, welcher in der heutigen Zeit eigentlich ohne Relevanz ist. Im Folgenden werden wir hier weiter auf die Strukturmerkmale einer Anleihe eingehen. Es sei allerdings gesagt, dass es für jedes Merkmal Beispiele von Anleihen gibt, die sie nicht erfüllen.
Finanzmathematisch kann man Aktien und Anleihen als Form von Cashflow Instrumenten einordnen. Auf der einen Seite gibt es Aktien, die einem zum Miteigentümer von Unternehmen werden lasse, auf die allerdings keine Garantie auf zukünftige Cashflows beinhalten. Insbesondere ist eine Rückzahlung des Kapitals nicht vorgesehen. Auf der anderen Seite stehen idealtypische Anleihen die fest vereinbarte zukünftige Zins- und Tilgungszahlungen beinhalten.
Ein wesentlicher Gesichtspunkt von Anleihen im Vergleich zu Aktien ist ihre Stellung im Insolvenzfall: Anleihen und Bankdarlehen werden im Insolvenzfall bevorzugt bedient. Eigentümer von Aktien, die auch Gläubiger im Insolvenzfall sind, werden als allerletztes bedient. Bei Anleihen geht man von einer Rückzahlungsquote im Insolvenzfall von 20% bis 40% aus. Im Einzelfall können diese Werte allerdings drastisch abweichen.
Festverzinsliche Anleihen sind das Brot- und Buttergeschäft des Anleihemarktes. Hier sind in der Regel folgende Dinge festgeschrieben:
Diese Liste könnte sicherlich noch länger und ausführlicher sein. Wir raten bei Interesse die jeweiligen Anleiheprospekte zu lesen. Hier erfährt man alles Wesentliche.
Nullkuponanleihen sind ein Spezialfall obiger festverzinslicher Anleihen. Bei diesen Anleihen wird ein Zinssatz von 0% festgelegt. Dies hat den Vorteil, dass sich die Zinsberechnung extrem vereinfacht. Lediglich das im Vertrag festgeschriebene Nominal muss zum Stichtag zurückgezahlt werden. Diese Nominal entspricht nicht dem ausgezahltem Betrag. Hieraus ergibt sich auch die Rendite einer Nullkoupon Anleihe. Nach Auszahlung eines Betrags B wird lediglich das Nominal N zurückgezahlt.
Bei Nullkouponanleihen ist die Yield (Rendite) gleich der sogenannten Zero-Coupon Yield (Null Koupon Rendite; ZC-Yield). Die ZC-Yield ist ein konzept, das angibt was ein investierter Betrag bei marktüblicher Verzinsung nach Ablauf einer Frist T wert ist. Dies ist Grundlage aller Wertpapierbewertungen bzw. der sogenannten Diskontierungsmethode. Dazu schreiben wir in einem anderen Blogeintrag mehr.
Der Deutsche Staat nimmt auch Geld am Kapitalmarkt auf. Ähnlich wie unternehmen begibt er auch Anleihen. Diese Anleihen sind absolut vorbildlich strukturiert. Auf der Seite der Bundesfinanzagentur GmbH Umlaufende Bundeswertpapiere - Deutsche Finanzagentur sind alle Emissionen mit Emissionsbedingungen vorbildlich dargestellt. Anhand der Laufzeit, Zweckbindung und Inflationsindizierung werden verschiedene Anleiheklassen Unterschieden:
Inflationsindizierte Anleihen und grüne Zwillingsanleihen mal ausgenommen: Bundesanleihen sind immer sehr einfach strukturiert.